Der Online-Shop und der Hersteller

Sehr interessant in manch einem Business finde ich die Vorgaben der Hersteller, wenn es um Onlineshops geht, in denen ihre Produkte vertrieben werden. Und dann auch das vermeintliche Desinteresse einiger Hersteller am Vetrieb ihrer Produkte im Internet -ein anderer Schluss bleibt mir da gar nicht.  Gerade kümmere ich mich ja um einen Onlineshop mit großem Warenbestand und entsprechend vielen Herstellern, größere und kleinere. Einige davon Marktführer in der Branche, andere eher die mit dem Nischenprodukt.

Mit meinen bisherigen Erfahrungen muss ich sagen: Ihr macht es uns und Eueren Weiterverkäufern nicht unbedingt leicht.

Warenbestand und Produktinformationen

Vor Jahren habe ich eine wirklich positive Erfahrung mit einem Hersteller von Outdoor Equipement und Bekleidung machen können. Es gab dort eine Onlineshop-Beauftragte, bei der man nicht nur seinen persönlichen Auszug aus der Gesamtproduktpalette des Herstellers in Auftrag geben konnte, sondern auch zwischen verschiedenen Datenformaten und Feldern wählen. Das war natürlich für alle Beteiligten angenehm, denn der Import in einen Shop gehört mit zu den Individualitäten einer Shopsoftware.

Viele Hersteller bieten das nicht an. Sie bieten eine CD oder DVD mit einem in PDF gepressten Hochglanzkatalog oder einen realen Hochglanzordner mit jenem Hochglanzkatalog, mehr aber nicht. Was bleibt, ist das mühsame Extrahieren der Information, wenn überhaupt möglich - oder aber das händische Tippen in eine Exceltabelle. Im Verlauf der Arbeit an jenem Shop passierte es dann, dass einige PDFs nicht einmal zu öffnen waren. Auf eine Anfrage bekam ich keine Antwort.

Und dann gibt es noch die Hersteller, die weder das eine noch das andere anbieten und selbst nur über eine rudimentär ausgestattete Website verfügen. Von dort könne man ja, hieße es auf Nachfrage, einfach die Texte übernehmen. Naja, immerhin Copy und Paste für den, der nicht selbst texten will. Trotz allem: Benutzer- und kundenfreundlich ist etwas anderes.

Medien

Schlimmer noch ist es teils mit den Medien. Auch hier geben sich die Hersteller keinerlei Mühe, Ihre Wiederverkäufer zu unterstützen. Da gibt es DVDs mit unzähligen Fotos in Postergröße, CMYK versteht sich, ungeordnet und mit teils unmöglicher Benennung.  Um das Ganze noch unübersichtlicher zu gestalten, werden Produktabbildungen mit Fotos von Verkaufsständern und anderem Werbematerial für den ganz realen Shop vermischt. Es bleibt nichts anderes, als sich durch ein Sammelsurium an Fotos zu quälen. Wozu es eigentlich die CD gibt? Höchstens für den Einzelhändler, der gerne Prospekte drucken lässt. Wozu er dann auch noch die Abbildung eines Verkaufsregals braucht, bleibt offen.

Als ob das nicht reichen würde, dürfen die Bilder zum Teil auch nicht verändert oder nur mit Wasserzeichen werden. Nein, es wäre mir als der Webdesigner nicht im Traum eingefallen, eine Produktabbildung zu manipulieren. Aber gelegentlich würde ich vielleicht aus einer Whiteground Aufnahme heraus das Produkt etwas mehr in den Mittelpunkt rücken, also ein bisschen White am Rand entfernen.

Die weniger internet-erprobten Hersteller verfügen teilweise nicht einmal über Fotos ihrer Produkte. Auch hier gilt dann, falls vorhanden: Browser auf und rechte Maustaste…

Als ob das alles nicht schon reichen würde, “wünschen” sich manche Hersteller dann auch eine Abnahme vor Freischaltung des Online Shops. Ein GO also. “Du darfst unsere Produkte verkaufen”… aha.

Schwierig aus verschiedenen Gründen

Der Shop verkommt zum Einheitsbrei - zumindest was Fotos und Texte betrifft.

Und die Gestaltung? Auch da mischen die Hersteller mit. So bin ich denn beispielsweise über die Fotofrage gestolpert. Meine schon bevor die Fotos überhaupt geschickt worden waren, getroffene Layoutentscheidung wurde indirekt von Fotos wieder zunichte gemacht. Zuviel Weiß drumrum als Herstellervorgabe führte bei manchen der gelieferten Fotos zur miniaturistischen Produktabbildung - die aus meiner Sicht schnell hätte behoben werden können durch Zuschneiden. Eigentlich hätte ich mir auch quadratische Abbildungen gewünscht, was natürlich ebenso unmöglich ist.

Dass sich durch das Procedere von Medien und Produktinformationen für den weniger technisch versierten zukünftigen Shopbetreiber Probleme ergeben, von deren Existenz er bisher nichts wusste und für die der Webdesigner Lösungen finden muss (die im Zweifel den Shopbetreiber kosten), ist ein weiterer Effekt, den ich eigentlich in dieser Form nicht ohne wenigstens einmal laut genörgelt zu haben, hinnehmen will.

PDF und nochdazu mit Kopierschutz. Bilder und Texte per Copy und Paste von der “Homepage”. Und auf weitere Anfrage keine Antwort. Das überfordert einfach den ein oder anderen und macht mehr Frust als Lust auf Online Shop. Plötzlich nämlich treiben diese “Nebenschauplätze” die Gesamtkosten des Projekts in die Höhe.

Die Begründung der Hersteller lautet oft, man wolle damit die “Garagenshops” unterbinden und für vernünftiges Preisgefüge sorgen. Es wird immer mehr Gang und Gäbe, dass es eben nicht möglich ist, einfach mal so einen Shop aufzumachen. Die Hersteller unterstützen solche Unternehmungen oft nur noch, wenn der Onlineshopbetreiber auch im ganz realen Einzelhandel tätig. Die Überlegung ist verständlich, aus Sicht der Hersteller nachvollziehbar und nochdazu auch aus Konkurrenzgründen positiv zu bewerten. So bekommen auch die “Kleinen” eine Chance. Sie rechtfertigt allerdings nicht den Nicht-Service, den ich in diesem Fall erleben durfte. Sind die Zeiten doch nicht so schlecht? Oder sind sie schon so schlecht? Liegt es denn nicht im Interesse der Hersteller, den Wiederverkauf attraktiv zu machen?

Das alles mag eine Frage der Branche sein. Die meine hier scheint hart umkämpft. Ich jedenfalls habe wieder etwas dazugelernt für den nächsten Online Shop: Frage deine Kunden rechtzeitig nach der Kooperation mit den Herstellern, nach Produktabbildungen und Produktinformationen und sprich die einzelnen Schritte detailliert ab.

 

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