“Die Andere” - schwerfälliges Lesen

Derzeit in “Arbeit”: “Die Andere” von Susanne Heinrich.

Das Buch habe ich irgendwann, ich glaube bei Amazon “gefunden” und mir dann aus verschiedenen Gründen bestellt. Die Kurzfassung klang interessant und ich dachte, ich würde mich eigentlich in diesem Genre irgendwie sowas wie zu Hause zu fühlen.

Eine schwierige Sache und ein etwas lähmendes Unterfangen, wie ich feststellen musste. Dieses Buch ist anders .

Ich lese das Buch inzwischen seit Wochen, mache immer wieder Pause, schiebe was anderes dazwischen. Ein Buch, das wahrscheinlich eher wenige sofort begeistert. Die ersten Seiten fast so, als solle einem der Zugang dazu verwehrt werden. Inzwischen bin ich wenigstens schon mühsam über die ersten 170 Seiten hinausgekommen und ich habe Hoffnung, nicht jeden Abend beim Weglegen zu überlegen, ob ich das Werk nicht doch morgen wieder ins Regal stellen und unter “nicht lesbar” verbuchen soll.

Das Buch handelt von Marion (dass sie so heißt, erfährt man glaube ich… irgendwann) und von Luna, die weitaus weniger im Leben steht, manchmal wirkt wie ein lebensunfähiges kleines Mädchen, manchmal eher wie eine psychisch Kranke oder vielleicht besser Irre, oft weint und zickt und einen häufig mit der Frage zurück lässt, ob man sie nun hassen oder lieben soll. Es handelt von deren undurchschaubarer Beziehung, über deren Natur die Autorin bis hierhin (also ungefähr Seite 170) nachhaltig schweigen möchte und damit erreicht, dass ich neugierig, aber trotzdem schon fast wütend weiterlese, um auch noch hinter dieses Geheimnis zu kommen. Denn eine Frage drängt sich förmlich auf, nämlich die nach dem Sinn dieses Buches.

Und es handelt von Viktor, der ebenfalls lange Zeit als der große Unbekannte präsentiert wird und so etwas wie der Schlüssel zur ganzen Geschichte zu sein scheint und auch der zu Luna, dieser unnahbaren Kindfrau ohne jegliche praktischen Eigenschaften, sowie deren Hang zu Theatralik und Depression.

Und es handelt natürlich von viel Liebe und vom Leben - oder dem Leben, das sich manche ausmalen und damit Literatur schaffen.

Das Buch hat eine bemerkenswerte Eigenschaft, nämlich eine Liebe zum Detail, die schon fast besessen wirkt und manchmal auch unnötig erscheint. “Das andere” Paris, - schon ein bisschen zu viel des Guten. Marion geht in den Louvre und lässt sich inspirieren und beeindrucken von Bildern, deren Beschreibung an die eines Bildbands erinnert. Goethes Stella (das mir übrigens nie als Schullektüre unterkam) als Aufhänger interessant gewählt, zieht sich als Motiv durch die Handlung, wird aber gelegentlich fast zu aufdringlich in den Vordergrund gespielt. Hingegen fehlen mir manchmal die Tiefen der ganzen Geschichte.

Es ist nicht einfach, sich in dieser so überzogen dargestellten Welt, deren Beschreibung seitenweise fast penetrant bei mir ankommt, gelegentlich alle Klischees zu bedienen scheint, gleichzeitig aber auch eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausübt, wohlzufühlen. Eigentlich möchte ich wissen, was sich Frau Heinrich noch alles einfallen lässt, …

Ein teilweise unglaubwürdiges Buch, das man sich mit einer gewissen Faszination erarbeiten kann, aber auch mit sowas wie Wut.

 

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