Was? - Sie lesen?

Nein, das wird kein Plädoyer zur Abarbeitung der Belletristik Top 10 einschlägiger Wochenmagazine, - auch wenn man sich ja nun gelegentlich durchaus fragen muss, wie es kommen kann, dass ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung das, was er jemals gelesen hat, an einer Hand abzählen kann.

Hier geht es um Fachliteratur, Weiterbildung und um die Frage nach dem Berufsbild des Webdesigners, Webdevelopers oder Softwareprofessional (ganz bewusst übrigens schwenke ich hier in englischsprachige Gefilde).

Es passierte, dass man mich verwundert anschaute, als ich sagte, ich würde mich da gerade einlesen. Mein Hintergedanke hinter diesem einfach so dahingeworfenen Satz war eigentlich gar keiner. Ein neues Thema mit offensichtlich alternativen Lösungswegen, die gegeneinander abgewogen werden wollten. Was liegt da näher als sich zu informieren und zu sehen, was andere zu einer Problemstellung sagen oder herausgefunden haben? (und natürlich auszuprobieren). Total selbstverständlich. Und Lesen, da hatte ich nicht an eines meiner Fachbücher gedacht (zumindest nicht ausschließlich), sondern eher ans.. ja, Ihr ahnt es: Internet. Inbesondere an Blogs. Denn Blogeinträge haben ja nun eine bemerkenswerte Charakteristik. Hier werden Lösungen und Wege vorgestellt und vor allem auch diskutiert. Bewegt man sich etwas abseits der gängigen Anforderungen, dann ist das Internet, wir wissen das, eine unschätzbar wichtige Informationsquelle.

Tja, mein Gegenüber sah das etwas anders. Wahrscheinlich hatte er so ein wenig die Vorstellung, ich würde gerade in einem Basisbuch zu HTML oder CSS schauen, wie man floatende Elemente realisiert, um ein Tabellenlayout zu vermeiden? Ich weiß es nicht, aber ich fühlte mich genau so und kein bisschen anders. Wiedereinmal wurde mir schlagartig klar: das Bild von Webdesigner, Webdeveloper oder Softwareprofessional scheint gelegentlich ein rundrum Seltsames.  Einige grundlegende Geschichten scheinen dann ebenso überhaupt nicht angekommen zu sein. Beispielsweise, dass auch hier geforscht und experimentiert wird, dass das Web und IT Technologien eben keine statischen, absoluten Wissenschaften sind, dass auch hier die Lösung nicht immer per Fingerschnipp auf der Hand liegt und dass wir vieles können aber eben auch nicht alles.

Nein, eine Website zu bauen ist nicht annähernd mit der Installation einer Standardsoftware auf einem 08-15 PC vergleichbar. Und auch wenn sich manches CMS auf manchem Webserver schnell und unkompliziert installieren lässt, so gibt es eben doch die äußeren Teufel Umstände, die genau die Handgriffe, die in 99% der Fälle ganz easy going durchlaufen zu einem echten Problem werden lassen. Ebenso ist ein Sharepoint eben kein Joomla Verschnitt und ein schönes Flash rotzt sich eben nicht mal schnell hin. Wäre da nicht gelegentlich der Laie, der hex’ hex’ irgendwie die Vorstellung davon hätte, der, der das eine in 3 Minuten macht, könne auch das andere in mindestens ähnlich schneller Zeit, der vor allem aber überhaupt keine Vorstellung davon hat, wann es sich um Äpfel und wann um Birnen handelt.

“Nein, mein Job besteht nicht einzig aus dem Quittieren eines OK-Buttons!”, schreit mein Innerstes und protestiert…

über Selbstverständlichkeiten

Für mich ist es eine absolute Selbstverständlichkeit, nicht immer sofort für jedes Problem eine Lösung zu haben. Wär ja auch langweilig. (Vor allem aber säße ich dann nicht hier und würde vor mich hinbloggen…). Wichtiger ist doch zu wissen, wie man sich in diesem Problemlösungsprozess zurechtfindet und wie man sich durchhangelt. Und dann erinnere ich mich immer noch gerne an die Worte meines Vaters, er war Chemieprofessor, der meinte, wichtig sei doch im Zweifelsfall, dass man wisse, wo man nachlesen kann und wie man die Information dann verwertet. Wohl ein Privileg derer mit Berufserfahrung oder abgeschlossenem Studium ;-)

Für mich ist es ja eine Selbstverständlichkeit, mir gelegentlich ein Buch zu kaufen. Entweder um Wissen zu vertiefen oder neues Wissen zu erwerben. Eine weitere, zugegebenermaßen vielleicht etwas verschrobene Marotte der Nerdine mag sein, dass ich gerne Blogs von Kollegen lese und mich da auch an Informationen erfreuen kann, von denen ich bisher nicht kannte. Oder noch viel besser spare ich mir Zeit, weil ich Fallen finde, in die ich wie viele andere mit ziemlich genau 100%iger Sicherheit getappt wäre, weil sie einfach nicht dokumentiert und in keinster Weise absehbar waren.

Nicht-virtuelles Arbeiten in virtuellen Welten ist manchmal gar nicht so einfach… noch schwieriger scheint da aber, die Arbeit hinter unserem Job plausibel zu machen. Würde ich mich jedenfalls nicht weiterbilden, dann wäre das nicht nur ein Killer, sondern würde mir auch den Spaß an meinem Job nehmen.

 

Auch was dazu sagen?