Alles, nur nichts Neues, bitte!
Ich habe es gerade an mehreren Stellen erlebt:
Eine neue Technik wird eingeführt, ein neues, modernes System, das die Arbeit erleichtern und effizienter gestalten soll. Wären da nicht alteingesessene Mitarbeiter, die sich mit dieser Innovation und damit verbundenen, neuen Arbeitsabläufen und Mechanismen, die eigentlich der Verbesserung dienen sollten, nicht so recht anfreunden können. Warum? Das ist die eine Frage. Und: was dagegen tun?
Nein, es kann nicht sein, dass jeder Mitarbeiter ein Innovationsmuffel ist. Offenbar aber wiegt der jahrelang erprobte Workflow, auch wenn er potenziell noch so schwerfällig sein mag, mehr als der Wunsch nach Erleichterung. Denn genau das ist zunächst mit Einarbeitung verbunden und mit unbekanntem Neuland - einem Angstgegner?
Die Bremser
Eine Variante, die mir unterkam war folgende:
Die “Traditionalisten” wurden erst gar nicht in die Konzeption mit einbezogen, nachdem sie als vermeintliche Implementierungsbremse identifiziert worden waren.
Eine fatale Fehlentscheidung unter anderem, weil vergessen wird, den bisherigen Workflow von allen Seiten zu beleuchten und den Gründen für die eher ablehnende Haltung zu analysieren. Folge war dann tatsächlich, dass die Skepsis zunahm, die Ablehnung stieg, von Effizienz nur bedingt die Rede sein konnte, man am Anwender in mancher Hinsicht “vorbeidesignte” oder wichtige Arbeitsschritte vergaß. Man könnte noch weiterspinnen, wo das alles hinführen kann - aber das ginge hier zu weit. Ich glaube, die erste Folge ist Unzufriedenheit auf allen Seiten.
Die “Aktivisten”
Eine andere Variante, die ich erlebt habe war:
Der “Skeptiker” wurde zum Zugpferd, wenn es um neue Features ging. Dies war ebenso eine fatale Fehlentscheidung, denn jedes neue Feature führte in diesem Fall dazu, die alte Geschichte 1:1 wieder genauso zu machen wie bisher. Ein neues System mit viel Funktionalität, die in erster Linie dazu dient, alles genauso zu machen wie bisher, - nur unter neuem Namen. Alles in Allem eine Verschlimmbesserung, die häufig eines zur Folge hat: eine nie enden wollende Implementierungsphase.
… und ich
Ich bin inzwischen dazu übergegangen, solche Probleme sehr direkt anzusprechen und dabei unter Umständen auch sehr deutlich klar zu machen, dass ich so nicht weitermache, denn genau diese beiden Effekte führen dazu, dass ich keinen Spaß mehr habe an meiner Arbeit, dass ich nicht mehr an meinen eigenen “Grundprinzipien” festhalten kann und mein eigener Anspruch irgendwo im Schrank landet.
Manches kann man dabei durch die Blume sagen, manches nicht. Das macht nichts, solange man für jedes Problem den konstruktiven Lösungsvorschlag mitbringt.
Ich weiß nicht, ob das richtig ist. Ob man das “so macht” - denn manche Dinge macht man einfach nicht, der Kunde ist König, oder? Na klar. Auch bei mir. Jederzeit!
Ich denke mir nur: der wird mit mir zusammenarbeiten, weil ich gute Arbeit machen möchte, weil ich kritisch denke und mit offenen Augen nach links und rechts schaue.
Und mir selbst treu zu bleiben, ist die Grundlage meiner Arbeit.
Bisher hat sich dieser Schritt immer als richtig erwiesen und dazu geführt, dass beispielsweise in diesem Fall die Probleme und Sorgen aller Beteiligten angesprochen und ernst genommen wurden. Das, was zunächst wirkt wie der große Cut und ein bisschen den Negativbeigeschmack hat, also als die große Chance, ein falsch laufendes Projekt noch mal rumzureißen. Das Ganze erfordert Fingerspitzengefühl und Kompromissbereitschaft auf allen Seiten. Aber einen anderen Schritt sehe ich nicht. Und letztendlich muss ich sagen, führte genau dieser Schritt dazu, dass auf beiden Seiten noch ein Tick mehr Vertrauen und Verständnis aufgebaut werden konnte.
Bildnachweis: dieses wunderschöne Bild gibt’s bei . Die Assoziation des Fotos mit der ist dabei zufällig…
Ela
Hallo Anne-Kathrin Merz.
ich war neugierig, welche Webseite mein Foto, was Sie als wunderschön bezeichnet haben, erreicht hat und bin so auf ihre Seite gestoßen.
Ihre Worte haben mir gefallen, weil ich selbst jeden Tag mit dem Bremser und dem Aktivisten zu tun habe.
Ihre Einstellung zum Arbeitsprozess ist goldrichtig und ich kann alles 100%ig unterstreichen
Gratuliere, auch ich gehe diesen Weg, wenn auch erst in den letzten Jahren durch meine gewonnen Erkenntnisse..
Danke Ela2007