Überlegungen zum “Ich bin Ich”

Die Überlegungen zur Neugestaltung von medanova werfen einige Fragen auf. Beispielsweise die nach “medanova”. Richtig, ich stelle gerade meinen “eigenen Namen” in Frage. In wie weit ist eine One Woman Show überhaupt eine Marke, überlege ich mir und denke zurück an das medanovasche Selbstverständnis, das irgendwann vor langer Zeit unter ganz anderen Umständen zustande kam.

Ganz kann ich medanova nicht streichen - beispielsweise bin ich als medanova “registriert”, auch wenn sich dahinter nur eine freiberufliche Tätigkeit verbirgt. Dies spielt aber keine Rolle, so denke ich mir, für die Frage, wie sehr ich diese paar Buchstaben in den Vordergrund meiner Website stellen soll.
Es wird Zeit zurückzurudern, ein bisschen back to the roots, Blick aufs Wesentliche.

medanova entstand seinerzeit als Wortspiel aus den Begriffen Med- für Medizin und  Anova (ein statistischer Test zum Mehrfachgruppenvergleich basierend auf dem t-Test). Ich kam damals aus einem Projekt an der Klinik und um Statistik, um klinische Studien, sollte es damals auch gehen. Unter anderem. Es kam alles ganz anders. Heute mache ich Websites und Beratung, beschäftige mich mit Open Source und Microsoft.

Das Wesentliche ist für mich aber immer mehr, dass ich die Einfrau-Agentur bin, die sich abgrenzt vom Teambetrieb, die aber vor allem für mich steht.  Genau das ist meine Marke, das ist mein Selbstverständnis  - ich. Nicht medanova.  Auch, wenn es damals einfach gut klang und heute immer noch gut klingt, vor allem aber auch irgendwie nach “Medien”, so verkehrt also auch fürs Internet nicht.

Ich überlege mir, dass es vielleicht gegenüber einer größeren Firma meine Chance ist, zwar nicht ganz auf medanova verzichten zu müssen, trotzdem aber einen “Marken(um)bruch” zu machen. Eine Neugestaltung mit Fokus nicht auf einem Logo, das ausgedient hat (in meinem Kopf zumindest), sondern auf Understatement - Abgrenzung zum Markendenken mit “totalen Erinnerungswert”.  Weg von irgendeinem Versuch des Corporate Designs oder besser Reduktion auf die Basics.  Zugewinn: immer offen für alle Trends der Zeit. Für viele, gerade für renommierte Firmen extrem schwierig und auch bei kleinen Veränderungen der Optik ein großes Risiko.
Die Idee, - aus meiner Sicht schon fast eine Notwendigkeit -, entspringt dabei meiner persönlich neuen Einstellung, dem Setzen neuer Schwerpunkte, dem neugierigen Blick nach vorne.

Der Freelancer darf sich nicht leiten lassen vom Agenturgedanken, sondern muss seine Vorteile erkennen und  klar ausschöpfen.

Direkt und persönlich: der große Mehrwert des Einzelkämpfers. Auf diesen baut alles auf.
Der direkte Draht zu einem Ansprechpartner ist ein Mehrwert, den die Agentur nicht immer garantieren kann. Damit ebenso nicht das persönliche Gespräch mit Feeling fürs Gegenüber. Individueller Service. Idealerweise mit Profis anderer Schwerpunkte im Hintergrund - keiner kann alles können.

Flexibilität: erkenne ich heute meine Stärke für Neues, dann kann ich diese sofort ausspielen. Es bedarf keiner strategischen Änderung, an die noch ein ganzes Team angepasst werden muss. Nicht nur neuer Service und damit potenzieller Mehrwert auf finanzieller Ebene, sondern auch eine Riesenchance für den Auftraggeber.

Design und mehr: Ein Strategiewechsel ist einfacher zu vollziehen. Es hängt schon mal allein nicht so viel dran. Selbst wenn man der Corporate Identity  gleichen Stellenwert beimisst, so ist in dem Fall nur einer beteiligt: man selbst. Sicherlich zudem nur ein Bruchteil an Öffentlichkeitsarbeit, an Printprodukten und so weiter… Ein Vergleich schlicht unmöglich. Neues Design, neues Selbstverständnis, neues Feeling - erlaubt ist, was gefällt?  Ich behaupte mal: JA!

Die Corporate Identity definiert sich beim Freelancer über andere Aspekte, die mit dem von Mehrpersonenunternehmen oder Agenturen nicht vergleichbar ist. Der Schwerpunkt liegt an anderer Stelle: dem souveränen Selbstverständnis des Freelancers als Einzelperson.
In diesem Selbstverständnis liegt die eigene Stärke:

  • Trends dann aufgreifen und mitverfolgen, wenn sie im Kommen sind
  • rechtzeitig auf einen Zug aufspringen (traumhaft natürlich noch viel früher oder mit eigenem bahnbrechenden Richtungswechsel)
  • flexible und zeitnahe Kooperationsmodelle mit Kollegen
  • Nutzung von Synergien

Vom Wiedererkennungswert optischer Art profitiert der Freelancer nur marginal:
Akquise geht hier andere Wege, sie ist ebenso direkter wie der Kundenkontakt, manchmal auch glücklicherweise zufälliger. Für den Aspekt der Individualität, für den persönlichen Touch im alltäglichen Business ist manches einfach zu viel des Guten, wirkt störend und verschleiert den Blick auf die wirklich wichtigen Dinge.

Nicht nur eine Chance, sondern auch ein Muss: das “sich ab und zu verändern” - ohne Rücksicht auf vermeintliche Verluste.  Erkennbare Veränderungen können in jeglicher Hinsicht als positiv interpretiert werden, wenn sie eine Weiterentwicklung erkennen lassen. Der direkte Kundenkontakt macht dies umso mehr möglich. Eine Weiterentwicklung ist idealerweise ein ganz normaler, fortlaufender  Prozess. Für den Freelancer ein Muss.

 

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