Product Testing Software Aspekte

Derzeit teste ich über trnd einen Fotobuch Service, der heißt und mir bisher nicht bekannt war. Ein Artikel über das Produkttesting Projekt bei trnd (das wäre auch mal einen Artikel wert…), bei dem es allerdings auch um grundsätzliche Fragen zu Usability und User Experience gehen soll.

Ich habe mir vorgenommen, grundsätzlich nicht unbedacht juhu-schreienderweise die Werbetrommel zu rühren, sondern das Produkt wirklich eingehend und kritisch zu testen, zu beurteilen und zu bewerten. Damit das Thema auch für die weniger Fotobuch-gierigen unter meinen Lesern potenziell lesenswert ist, möchte ich das Ganze auch mit etwas theoretischen Überlegungen und persönlichen Gefühlsregungen ergänzen.

Ich habe mir lange überlegt, meine Fotos drucken zu lassen, aber ein Fotobuch stand eigentlich nie zur Diskussion - bis dieser Test kam und mir die Idee gefiel. Ich muss daher sagen, keinerlei Erfahrung mit Fotobüchern und der entsprechenden Software zu haben. Und ich denke, man muss auch zwei andere Aspekte berücksichtigen:

  • eine Fotobuch Software ist grundsätzlich komplex
  • der passionierte Fotograf hat ganz besondere Absprüche, um nicht zu sagen, eine Macke.

Ein Grund mitzumachen war, dass es auch ein Mac-taugliche Software gibt, was leider keine Selbstverständlichkeit ist. So und nun stehe ich da, mit einer Software, einem eigene Gutschein und einer Menge Gutscheine für diesen Service, ausgerüstet, CEWE zu testen und (so klingt es mir), CEWE auch zu promoten. Genau da tue ich mich schwer und genau das wird hier auch nicht passieren.

Kurz vorab: es ist nicht meine Intention, den Ruf der dauerunzufriedenen, notorischen Nörglerin zu bekommen. Nur leider bleibt im Moment kaum etwas anderes als ein sehr kritischer Blick… ich kann auch nicht mehr, als meinen Blickwinkel einzunehmen und der ist halt einfach nicht der “ich klick mir mein Sand-Muschel-Sonne-Clipart-Fotobuch” zusammen…

Die Software

Mac-tauglich ist etwas anderes als für den Mac gemacht. Es wäre einen Versuch wert, sich die Software noch auf Windows anzusehen… sofort fällt nämlich auf: hier wurde etwas von Windows nach Mac portiert. Dem Mac Junkie gefällt genau das natürlich weniger. Das User Interface wirkt klobig, das typisch apfelige Look and Feel fehlt gänzlich, insgesamt wirkt es lieblos. Aber das ist nur ein optischer Aspekt, den ich grundsätzlich schon vernachlässigen kann, während ich für den Erfolg eines solchen Unternehmens dann doch dazu raten würde, dem Mac User etwas mehr Spaß schon an der Optik zu gönnen.

Die Fotos

Mein Ziel: ein 30×30 XL Fotobuch mit beliebig vielen Seiten. Die Fotos hatte ich vorher in Orginalgröße (ggf auch zugeschnitten) mit voller Qualität und 300dpi aus Lightroom exportiert und in einen Ordner abgespeichert, den ich dann als Quellordner angeben konnte (Für alle Flickr Nutzer gibt es übrigens auch die Möglichkeit, direkt auf den Online Account zuzugreifen).
Den integrierten Assistenten habe ich nicht genutzt - ich gehe aber davon aus, dass weniger versierte Nutzer gut durch das Erstellen eines Buchs geführt werden. Auch ohne Assistent dauert es nur wenige Klicks bis zum Konfigurationsbildschirm. Es kann also losgehen.

Meine Ansprüche waren einigermaßen hoch, zugegeben. Ich habe mir vorgestellt eine Mixtura aus bunten, aber leeren Seiten, Bilder positioniert bis zu den Rändern, wenig bis kaum Text in einer von mir gewählten Schrift (Meta Caps) und ein durchgängiges Erscheinungsbild. Da mir die durchaus üppige Auswahl an Layoutvorlagen zur Bildpositionierung nicht gefallen hat, war klar, ich würde alle Bilder eigenhändig positionieren müssen.

Gestalterisches

Bei der Gestaltung der Hintergründe wurde schnell ein Problem klar, das mich zu Photoshop greifen ließ: es gibt nur eine feste Palette an Hintergrundfarben. Da meine Hintergrundfarben allerdings zu den Fotos passen sollten, blieb nichts anderes als ein weiteres Hilfsmittel. Eigenartigerweise funktioniert die Farbauswahl bei Schriftfarben problemlos. Was man sich da gedacht hat, ist mir schleierhaft… Wer übrigens Hintergründe wünscht, der ist mit CEWE wirklich gut beraten - die Palette ist riesig und lässt auch auf typische Einsatzszenarien schließen: Urlaub, Geburt, Taufe, Kinder, Sport… Die Hintegründe und Cliparts reichen von abstrakt bis bunt, schrill, kitschig oder comicartig. Man scheint weniger auf den Fotografen eingerichtet, der seine Fotos etwas “dezenter” präsentieren möchte.

Bei der Positionierung der wenigen als Bilder und nicht als Hintergrund integrierten Fotos sowie der Texte ein ähnliches Problem: auf freie Positionierung ist das Programm nicht ausgelegt. Die Markierungsrahmen sind ca. 8-10 Pixel breit und machen es kaum möglich, Elemente auf der Seite zu justieren (ganz abgesehen von der optischen Katastrophe). Die Dialoge zur Positionierung helfen leider kaum weiter, - irgendwie umständlich. Wenigstens gibt es eine feines, wenn auch fixes Raster, um in mühevoller Kleinarbeit dann doch noch einheitliche Layouts zu erstellen. Wünschenswert wäre, die Positionierung eines Fotos im Bildrahmen noch etwas granularer einstellen zu können. Es gäbe hier noch einiges zu schreiben… aber ich glaube, der Eindruck reicht.

Wirklich entsetzt war ich vom Bearbeitungsmodus ganz generell. Undo/Redo wirken abenteuerlich, ob man ein Element nun wirklich markiert hat oder das innenliegende Foto  wird oft nicht so richtig klar und zum Kopieren und Löschen von Positionierungsrahmen bzw. Fotos benötigt man gelegentlich mehrere Klicks. Eine auch im User Interface deutlich gekennzeichnete Unterscheidung zwischen Positionierungsrahmen und innenliegendem Foto wäre nicht nur wünschenswert sondern dringend nötig. Eines der großen Usability Mankos der Software.

Wirklich mühsam wird das Verschieben von Seiten, denn dies ist nur für einzelne, nicht jedoch für mehrere Doppelseiten gleichzeitig möglich. An dieser Stelle hätte ich mir eine weitere Ansicht mit einem Seitenbaum gewünscht, in der per Markierung und Drag & Drop ganze Äste verschoben werden können.

Eigenes Nutzerfeeling

Irgendwie passierte es, dass ich mit der Erstellung meines Fotobuch, das nun, fertiggestellt übrigens 82 Seiten fasst, ziemlich genervt war, weil ich wusste, dass vieles, was ich mir mit einer Doppelseite gelayoutet hatte trotz der Möglichkeit zur Layoutspeicherung dann doch wieder verloren gegangen sein würde. Meine Lust nahm nach den ersten 1-2 Stunden dann also deutlich ab, zusammengefasst durch folgende Faktoren:

  • eine wirklich wenig ansprechende Benutzeroberfläche
  • umständliche Bearbeitungsmodi außerhalb der vorgegebenen Layouts
  • geringe Flexibilität in Farb- und Bildgestaltung
  • Fokus auf “Klick und Bunt” Fotobüchern

Irgendwie fehlte also rundrum der “WOW-Effekt” und mangels Usability gab es dann kaum mehr etwas, das meine negative Haltung in irgendeiner Form hätte kompensieren können. Es fiel mir daher auch schwer, irgendwas Positives zu CEWE zu schreiben oder zu sagen…  Vielleicht wäre ein Profimodus eine Option? Neben der Ergänzung einiger Features und der Beseitigung einiger Inkonsistenzen? Ich war kurz davor, das Programm zu löschen und die Aktion aufzugeben. Wenn ich mir Zeit für sowas nehme, dann möchte ich dabei auch Spaß, aber den hatte ich nicht.

Bestellung

Heute war es dann endlich so weit, das Fotobuch fertig zu machen. Bisher hatte ich mich nicht mit der Frage beschäftigt, wie ich mein Buch denn nun bestellen könnte.  An der Stelle wird es wirklich interessant, denn hier fiel mir zum ersten Mal auf, dass es auf der CEWE Website überhaupt kein Login gibt. Alles, was die Bestellung betrifft, managt die Software, die beim ersten Bestellversuch prompt abstürzte - glücklicherweise nach der Registrierung. Nur wusste ich dann nicht, wie weit mein Bestellvorgang eigentlich vorangeschritten war (gar nicht, wie sich heraussstellte), aber das war der Punkt, an dem ich zum ersten Mal mit bekommen habe, dass es sich hier um ein Produkt mit irgendeiner Verbindung zu Amazon handeln muss (Update. wahrscheinlich habe ich die Software über Amazon heruntergeladen…).

Meine zweite Bestellung funktionierte dann prima. Der Upload von … tja, fragt mich nicht, 90-95 Bildern in passender Qualität dauerte ungefähr eine knappe halbe Stunde und wurde von mir misstrauisch beäugt, irgendwie ist es nach einem sang- und klanglosen Absturz dann doch so eine Sache mit dem Vertrauen in einen Bestellvorgang, an dem außerdem ein Gutschein hängt, den man nur ungern verliert, nur weil da etwas schief gegangen sein könnte.

Dass sich während des Bestellens ein zweites Fenster öffnet, während im alten noch der Warenkorb ohne Abzug des Gutscheins angezeigt wird, dass man den aktuellen Stand des Bestellvorgangs nicht kennt und auch gar nicht recht klar wird, wo man sich nun hinwenden müsste, wenn denn tatsächlich der bestellerische Worst-Case eintritt, ist für mich eigentlich kaum hinzunehmen, - und wenn nur zur Schonung der Nerven…

Ich habe also nun bei CEWE einen Account, über den ich wahrscheinlich auch nachbestellen kann, - im Moment möchte ich das allerdings nicht - , nur gibt es nirgends ein Login und nirgends eine Möglichkeit, den Status der Bestellung anzusehen. Ein bisschen zu viel Black Box. Gut, dass ich mich für Zahlung Rechnung entschieden habe…

Aktuelles Fazit

Wer ein typisches Urlaubsalbum erstellen möchte, der ist mit CEWE gut beraten und findet dort mehr als er sich wahrscheinlich gewünscht hätte. Wer es gerne individueller haben möchte, der wird sich eventuell ärgern. Ich habe mich daher dazu entschlossen, die Gutscheine, die ich noch habe, hier im Ort zu verteilen, beispielsweise im Kindergarten. Dort freut man sich ganz bestimmt darüber - und bin mir sicher, dass es dort auch begeisterte Nutzer geben wird.

Vielleicht wird den weniger internet-affinen Menschen oder Online Shopper nicht stören, dass die Bestellung viele Fragezeichen aufwirft. Hier muss allerdings was getan werden, denn es ist ärgerlich, vor vielen Fragen zu stehen, nachdem man sich Stunden durch die Arbeit an einem Buch gequält hat. Mit Sicherheit wird man es dann doch bestellen, genau deshalb, aber etwas mehr Transparenz wäre dann doch wünschenswert.

Über die Qualität des Drucks kann ich natürlich noch nichts schreiben - ich bin sehr gespannt.

Wissentlich, dass eine solche Software nur komplex sein kann und einige Nutzer wohl nicht zufriedenstellen kann, möchte ich mir nun testhalber noch andere im Vergleich ansehen.Auf einer Notenskala von 1-6 würde das Ganze von mir leider höchstens eine 4 bekommen. Schade eigentlich. Bis dahin bleibt für mich die Frage: Wann kommt eine mactaugliche Software, die sich an den etwas ehrgeizigen Hobbyfotografen richtet? Vielleicht wäre das ja eine Marktlücke?

Update 21.07:

Eine Email…

Von unserem Labor haben wir die Information erhalten, dass die von Ihnen
übertragenen Bilddateien zu Ihrem CEWE FOTOBUCH fehlerhaft auf unserem
Server eingegangen sind, die von Ihnen benutze Schriftart [...] wir von uns nicht unterstützt.

Aus diesem Grunde mussten wir den Auftrag stornieren.

Na, das macht doch mal richtig Spaß!

 

3 Antworten zum Beitrag “Product Testing Software Aspekte”

  1. am 20 Jul 09 um 17:08 meint

    Wie sich die Bilder gleichen … Ich habe vor einiger Zeit 2 Pack Postkarten bei dm bestellt. Die Software war so-la-la zu bedienen (Postkarten sind ja auch weniger komplex als ein Fotobuch), die Bestellung landete aber erstmal im Nirwana und ich musste den Support bemühen, um zu erfahren, ob ich nochmal bestellen muss.

    Viel schlimmer fand ich allerdings die unterirdische Bildqualität, die zurückkam. Das hatte mit den Farben, wie ich sie aufgenommen hatte, rein gar nichts mehr zu tun! Völlig unbrauchbar. Meine Skepsis gegenüber Online-Fotodiensten ist damit jedenfalls enorm gestiegen.

    Und dabei wäre es so eine bequeme und elegante Möglichkeit, Bilder in jeder Form drucken zu lassen …

  2. am 20 Jul 09 um 17:22 meint

    Anne-Kathrin

    Danke für deinen Kommentar!
    Na du machst mir ja Hoffnungen ;-)
    Es gibt Services, die bieten eine Kalibrierungssoftware an.
    Vielleicht gar nicht so schlecht, wenn es so richtig gut werden soll?
    Aber teuerer sind die wahrscheinlich auch…

  3. am 21 Jul 09 um 17:23 meint

    Bei CEWE hatte ich vor langer Zeit einen Fotokalender er-/bestellt und muss sagen, dass die Qualität hervorragend war. Die Bearbeitung des Kalenders mittels Software war relativ einfach, aber absolut nicht mit dem Erstellen eines Fotobuchs zu vergleichen.
    Vor kurzem wollte ich mir dann mit eben dieser Software ein Fotobuch erstellen und habe entnervt aufgegeben. Für mich lässt sich die Gestaltung des Fotobuchs durch die CEWE Software mit ein paar Worten erklären: Viel bunte Show, aber nicht wirklich praktikabel für ein “anständiges” Fotobuch.

    Ich bin von der Erstellung per iPhoto begeistert und teste gerade ein Angebot von Fuji. Mal sehen was besser ist.

    Nachtrag: Auf die Software von CEWE bauen fast alle Foto-Services auf. Es gibt übrigens noch eine CEWE Fotobuch Pro (!) Software, aber nur für Windows und das erstellte Fotobuch wird mit der PRO-Software immer auf eine CD gebrannt! Außerdem schreckt mich die Aussage “Hunderte Rahmen, Masken und Cliparts” schon wieder ab.

Auch was dazu sagen?