Formulare dürfen nicht abschrecken

Kürzlich wollte ich meinen Sohn bei einem Kurs anmelden. Da im Kindergarten auf einem Werbeplakat die Website so promotet worden war, war es natürlich naheliegend, sich abends in aller Ruhe darum zu kümmern. Die Website - naja, verlieren wir nicht weiter ein Wort darüber. Interessant war jedoch das Formular zur Anmeldung. Interessant schon deshalb, weil nirgends Kurstermine genannt wurden…

Formulare im Internet haben es schwer!

Wie man es nicht machen sollte

Einige Felder, das fiel mir das routinierter Benutzer gar nicht auf, hatten blaue Sternchen, andere hatten orangefarbige Sternchen. Sternchen, das bedeutet für mich ganz klar: diese Feld ist ein Pflichtfeld und muss ausgefüllt werden. Man mag von dieser Konvention halten, was man will, das Wesentliche ist: die Konvention hat sich eingebürgert und ist bekannt.

Irgendwann landete ich beim ersten Überfliegen des Formulars über “Veranstaltungsort” und “Kurstyp” (ich nenne es mal so). Und es gab da auch ein Feld “Kurstermin”. Ebenso weiter unten neben der Angabe der Bankverbindung außerdem ein Feld “Kursgebühr”. Aha.
Nein, es gab keine Auswahl verfügbarer Kurstermine, ebensowenig wie eine Liste der Kosten für die verschiedenen Kurse. Nicht nur auf der Anmeldeseite, nicht einmal auf der ganzen Website. Vollkommen klar: so ein Formular fülle ich nicht aus, ganz abgesehen davon, dass ich meine Bankverbindung nicht unverschlüsselt übermittle.
Etwas ratlos landeten meine Augen am Ende des Formulars und das Rätsel löste sich - konnte mich allerdings trotzdem nicht dazu animieren, das Ganze auszufüllen: die blauen Sternchen standen (wenn auch blau wie üblicherweise) für Pflichtfelder. Orangefarbige Sternchen hingegen waren erläutert mit “diese Informationen bekommen Sie nach Rücksprache mit uns”.

Ich glaube, es bedarf keiner weiteren Worte. So geht das natürlich nicht. Die immer wiederkehrenden Hinweise auf die Verbindlichkeit der Anmeldung, über Rücktrittsbedingungen und die im Voraus fällige Zahlung in Kombination mit diesem verunglückten Formular sind ein Killer- ich überlege mir, ob ich mein Kind dort überhaupt anmelden möchte oder ob ich eine Alternative finden kann.

Pflichtfeld, optional oder-….?

Wir alle mögen Online Formulare nicht wirklich. Wir nutzen Sie daher auch nur dann, wenn es dringend nötig ist oder für uns ein echter Benefit entsteht. Wir machen das sicher nicht, wenn es eine Alternative gibt.  Und das macht die Frage der Usability hinter dem Formular so wichtig. Als Website Betreiber sollte man sich dringend überlegen, ob ein Formular wirklich benötigt wird und dann, ob es auf diese Art und Weise auch genutzt wird. Anderenfalls kann man sich wahrscheinlich Kosten sparen (ob für obiges Formular Kosten entstanden sind, kann ich natürlich nicht sagen).

Insbesondere ein No-Go, vor allem aber unsinnig ist natürlich, den Besucher nach Daten zu fragen, die ihm nicht vorliegen (können).

Zum Thema optionale Felder und Pflichtfelder habe ich dieser Tage einen netten gefunden, der auf einen interessanten Aspekt hinaus will: die Mixtura an Pflichtfeldern und optionalen Feldern:

  • man sollte ganz genau überlegen, welche Felder wirklich benötigt werden und welche ein Nice To Have sind
  • auch bei Pflichtfeldern gibt es wichtige, unabdingbare und solche, die die Bearbeitung des Formulars schlicht einfacher machen würden, hier sollte man unterscheiden
  • innerhalb des Formulars, besonders bei gemischtem Aufbau, d.h. einem Mix aus erforderlichen und optionalen Feldern muss eindeutig klar sein, ob ein Feld Pflichtfeld ist oder nicht

Der rote Stern (und hier liegt übrigens natürlich auch ein Fehler mit den orangefarbigen Sternchen!) funktioniert, so der Beitrag, übrigens recht gut, auch wenn nicht alle Usability Experten hier einer Meinung sind. Und man solle diesen, so die Empfehlung, vor dem Label platzieren, nicht nach dem Label und damit vor dem Textfeld. Hm!? Ich bin mir da noch nicht so sicher…

Die Mixtura - ein diskussionswürdiger Vorschlag

Interessant sind vor allem die Empfehlungen. Wie geht man mit einer Mixtura aus Pflichtfeldern und optionalen Feldern um? Man überlegt sich, welcher Typ überwiegt.  Ein Ansatz? Ich bin mir da nicht so sicher.

Der Vorschlag ist folgender:

  • sind alle Felder Pflichtfelder, so braucht es nur einen einzigen Hinweis an zentraler Stelle
  • sind alle Felder optional, so braucht es gar keinen Hinweis
  • sind die Felder vorwiegend Pflichtfelder, so werdem optionale Felder ausgewiesen
  • sind die Felder vorwiegend optional, so werden Pflichtfelder ausgewiesen

und der Tipp, Felder nicht als Felder sondern als Fragen zu bezeichnen, denn das sei dem Besucher doch deutlich bekannter und wirke nicht so technisch. Gut, auch darüber kann man streiten. Insbesondere aber empfinde ich es als diskussionwürdig, ob je nach Fall optionale oder Pflichtfelder als solche gekennzeichnet werden sollten.

Ich glaube…

Ich bin sehr der Meinung, dass sich das rote (oder auch andersfarbige, in jedem Fall aber semantisch einzigartige) Sternchen inzwischen wirklich etabliert hat und von den meisten Nutzern auch verstanden wird, zumindest in Kombination mit einem erklärenden Satz zu Beginn des Formulars. Am Ende übrigens wäre der Hinweist eventuell denkbar, um noch einmal darauf hinzuweisen, dies erfordert für die Überprüfung allerdings ein “Zurückscrollen” und das halte ich für weniger gelungen, als den Hinweis zu Beginn. (Eine Idee habe ich gerade: doppelt. Man könnte vor dem Senden Button noch einmal die Frage stellen “Haben Sie auch alle Pflichtfelder ausgefüllt?”)

Für optionale Felder also sollte kein Sternchen verwendet werden, denn das schafft nur Verwirrung. Die Kennzeichnung muss also anders erfolgen. Das könnte, so überlege ich mir, entweder ein Text sein, der abschließend alle optionalen Felder zusammenfasst (man sieht dies auch hin und wieder als “wenn Sie möchten, würden wir uns freuen, wenn Sie noch folgende Fragen beantworten würden”) oder aber eine anderweitig optische (CSS gesteuerte?) Hervorhebung.
Für mich funktioniert die vorgeschlagene Kennzeichnung der optionalen Felder bei überwiegender Anzahl von Pflichtfeldern (wie in obiger Liste Fall 3), nur wenn alle optionalen Felder zusammengefasst und deutlich gekennzeichnet am Ende des Formulars stehen.

Wieder einmal

habe ich damit jedenfalls eine recht interessante zum Thema Online Formulare gefunden.

Und weil dieses Thema nicht nur interessant sondern auch wichtig ist, hier auch der Tipp, sich am Ende des Artikels durch die Literaturangaben zu klicken. Man kann es nicht oft genug betonen: die Geschichte mit den Formularen macht keinen Spaß. Wer für seine Website nicht das Beste herauszuholen bereit ist, sollte sich wahrscheinlich überlegen, ob er wirklich ein Online Formular braucht…

 

2 Antworten zum Beitrag “Formulare dürfen nicht abschrecken”

  1. am 27 Okt 09 um 11:44 meint

    seven of nine

    Zitat: “So geht das natürlich nicht.” Habe laut gelacht, echt Klasse!
    Sehr interessanter Beitrag zu einem scheinbar nebensächlichen Thema, das es wirklich in sich hat. Befolge gerade den Rat und lese mich durch.
    Vielen Dank dafür!

  2. am 27 Okt 09 um 18:56 meint

    Anne-Kathrin

    Perfekt! Danke für dein nettes Feedback!

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